OL-Weltmeisterschaft in Estland

O-WeekObwohl ich recht aktiv in der Männerriege des TVR mitmache, ist meine Lieblingssportart seit vielen Jahren das Orientierungslaufen. Neben regelmässigen Wettkämpfen in der Schweiz, besuche ich auch gerne Läufe im Ausland und so war Estland diesen Sommer mein Ziel.

Während der Weltmeisterschaft, an der die Schweiz immerhin drei Medaillen holte, fanden Begleitläufe für Jedermann statt. Diese Wettkämpfe wurden von gut 1‘000 Teilnehmenden aus über 30 Nationen bestritten. Die OL’s fanden in den gleichen Wäldern wie diejenigen der WM-Teilnehmer statt, waren logischerweise aber einiges kürzer und technisch weniger anspruchsvoll, sonst wären einige wohl trotz der längeren Helligkeit im baltischen Staat erst beim Eindunkeln ins Ziel gekommen.

Der erste OL-Sprint im WM-Zentralort Tartu fand rund um ein tolles Freiluft-Musikamphitheater satt. Dieses war gleichzeitig Garderobe, Festbeiz, Start- und Zielarena. Da es fast die ganze Zeit regnete, war die muschelartig gedeckt Tribüne somit ideal. Der Lauf führte durch parkähnliche Anlagen mit Kinderspielplätzen, kleinen Teichen, über das Areal einer Uni-Fakultät und am Schluss im publikumswirksamerweise direkt in die Mitte der Arena. Technisch war das Ganze eher einfach, auch wenn die verschiedenen Buschgruppen den einen oder anderen Läufer zu unfreiwilligen Umlaufrouten zwangen.

Tags darauf konnten wir bei Sonnenschein gleich nach der WM-Sprint-Staffel im gleichen Gelände herumrennen. Die Tatsache, dass das Ziel wiederum in einer Musikarena war, zeigt welchen Wert die Estländer auf Kulturveranstaltungen legen. Der langgezogene Burghügel in Vjliandi mit Mauerresten, Ruinen und alten Wassergräben war recht tricky und der Bogen in die Altstadt der Ortschaft brachte auch noch einige Möglichkeiten der Routenwahl. Dieser Lauf war richtig toll!

In einer Gegend im Südosten des Landes, unweit der russischen Grenze, wurden die Langdistanz-Etappen 3 und 4 ausgetragen. Das Gelände, wo auch die Langstrecken-WM ausgetragen wurde, ist ein fast 200 km2 grosses Waldgebiet mit allem, was das OL-Herz begehrt und wie man es in der Schweiz nicht kennt. Eine feine Hügellandschaft durchsetzt mit kleinen und grösseren Sümpfen, mit Wäldern die von problemloser Belaufbarkeit bis zu dichtem Grün und Unterholzteilen alles boten. Dazwischen waren gelegentlich unkultivierte Wiesen mit hüfthohem Gras zu durchqueren. Kleinere und grössere Weiher zwangen zur Vorsicht und gut überlegter Routenwahl, weil sie oft von 2 – 4 Meter hohen Felsbändern umgeben oder zumindest einseitig abgegrenzt waren. Auf der Etappe 4 war ich bis zum zweitletzten Posten auch nie auf einem Weg unterwegs!

Für die letzten zwei der sechs Läufe war das Zentrum in eine grossen Kiesgrube gelegt worden. Darum herum eine sehr detailreiche Hügel-Mulden-Löcher-Kahlschlag-Gräben-Landschaft, mit teilweise dichtem Bewuchs und vielen kleinen Bäumen, welche die Sichtweite beeinträchtigen. Da auch hier ein Wegnetz praktisch fehlte, war es sehr schwierig sich aufzufangen, wenn man einmal nicht mehr genau wusste wo man war. So habe auch ich ein kleine Senke während rund einer Viertelstunde gesucht. Für uns Mitteleuropäer waren die Läufe aber sehr interessant, lehr- und abwechslungsreich.

Beat Wiget, Kategorie H 60

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Beat am letzten Posten der 4. Etappe

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